Rentner würden im Rückblick mehr privat vorsorgen

11.06.2024

Über 80% der Rentner hierzulande können sich im Ruhestand finanziell weniger leisten als sie erwartet haben. Wie eine Studie von HDI weiter zeigt, haben fast zwei Drittel nicht privat vorgesorgt. Im Nachhinein würden 61% mehr in die Altersvorsorge investieren. Was sie ihrem „früheren Ich“ empfehlen würden.

Mehr als die Hälfte der Rentner in Deutschland zwischen 63 und 70 Jahren müssen im Alter den Gürtel deutlich enger schnallen. Sie können sich finanziell nicht leisten, was sie sich im Ruhestand vorgestellt hatten. 38% können ihren bisherigen gewohnten Lebensstandard überhaupt nicht mehr halten, 17% gelingt dies nur mit größeren Einschränkungen. Weitere 26% müssen kleine Abstriche in Kauf nehmen, nur 17% können ihren gewohnten Lebensstandard beibehalten. 

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von HDI Deutschland. Befragt wurden über 1.000 Rentner in Deutschland bis 70 Jahre. Für die Zukunft geht jeder zweite der Befragten davon aus, dass sich seine finanzielle Situation sogar noch weiter verschlechtert.

Jeder Vierte hat mit mehr Rente gerechnet

Vor Rentenantritt hat die Hälfte der Befragten eine höhere Rente erwartet, ein Viertel sogar deutlich mehr. Was ebenfalls mehr als jeder Zweite unterschätzt hat, ist die Höhe der Steuern und Abgaben, knapp jeder Vierte sogar deutlich.

„Auch wenn wir damit gerechnet haben, dass es einige Ruheständler gibt, die finanziell wenig Spielraum haben, sind wir doch erstaunt darüber, wie viele Betroffene ihren Lebensstandard tatsächlich nicht halten können“, sagt Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland.

Fast zwei Drittel haben nur auf gesetzliche Rente gebaut

Wie die Studie weiter zeigt, haben 64% der Rentner nicht privat fürs Alter vorgesorgt, sondern ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertraut. Bei Frauen und Angestellten ist der Anteil mit 67% bzw. 66% sogar noch einmal höher. Von denjenigen, die zusätzlich in die private Altersvorsorge investiert haben, startete nur jeder Vierte schon vor dem 30. Lebensjahr damit. 34% haben erst nach dem 40. Lebensjahr angefangen – vor allem bei Frauen (42% im Vergleich zu Männern mit 29%).

Betriebliche Altersvorsorge liegt vorn

Bei den Rentnern, die privat vorgesorgt haben, dominieren die betriebliche Altersvorsorge mit einem Anteil von 47% vor Lebens- und Rentenversicherungen mit 42% sowie Wohneigentum mit 41%. Nur 24% haben in Wertpapiere wie Aktien, Fonds und Anleihen investiert. Bei insgesamt 28% der Umfrageteilnehmer, die privat vorgesorgt haben, machen die Betriebsrenten laut HDI-Studie einen großen Anteil am jetzigen Einkommen aus, gefolgt von Wohneigentum bei 25% und Lebens- und Rentenversicherungen bei 16%.

61% würden im Nachhinein mehr vorsorgen – und empfehlen Beratung

Im Nachhinein würden es die Umfrageteilnehmer anders machen. Demnach würde eine deutliche Mehrheit von 61% rückblickend mehr in die private Altersvorsorge stecken, 32% sogar deutlich mehr.

„Im Rückblick beurteilen [viele Rentner] ihre eigenen Vorsorgemaßnahmen entsprechend kritisch. Unser Anliegen mit dieser repräsentativen Befragung ist es, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die sich bereits in der Rentenphase befinden und von ihnen zu lernen“, so Jens Warkentin.

Ihrem „früheren Ich“ würden die Befragten insbesondere zu einem frühzeitigen Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung, vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers sowie zu einer professioneller Beratung raten.

Mehr Aufklärung hilfreich

Als nachträglich hilfreich, um finanziellen Einschränkungen im Alter vorzubeugen, betrachten die Umfrageteilnehmer vor allem zahlreiche staatliche Maßnahmen – wie etwa Förderung und Zuschüsse (20%), ein digitales Rentenkonto (19%) oder mehr staatliche Aufklärung (17%).

Private Altersvorsorge zu wenig im Bewusstsein

Für Fabian von Löbbecke, Vorstand der HDI Lebensversicherung AG, verantwortlich für den Bereich Neugeschäft Leben und betriebliche Altersversorgung, verdeutlichen die Umfrageergebnisse, dass die Bedeutung privater Vorsorge während des Erwerbslebens stark unterschätzt werde. „Eine deutliche Mehrheit der Befragten hat sich auf die Annahme verlassen, dass die gesetzliche Rente ausreicht und viele haben zu spät damit angefangen. Sie werden nun von der Realität eingeholt und können sich weit weniger leisten, als sie erwartet haben“, so von Löbbecke. (tik)

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